Aktuelles - Schorndorf

Eine kurze Stadtgeschichte der Demokratie in Schorndorf - Kommentiert von Renate Busse

Demokratiezug

Schorndorf - "Perle des Remstals" - aufstrebende Kleinstadt - und immer nur "klein, klein" - SCHLUSS jetzt! Während meiner Amtszeit möchte ich der Stadt ein Denkmal setzen. Wie wär's mit einer richtigen HALLE? Bis jetzt haben wir doch nur diese Künkelinhalle, alte Turnhalle vom Vater Jahn, - lustig, aber doch nicht REPRÄSENTATIV!

OB Bayler träumtFiletstückSo sinniert Herr OB Rudolf Bayler vor dreißig Jahren in seinem Amtszimmer.

Doch wohin mit einer HALLE, überlegte er weiter. Ah! da haben wir doch ein Filetstück im ehemaligen Park und Lustgarten der Arnold-Villa (seit langem VHS). Da liegen nur die Tennisplätze, gibt es einen Rosengarten und steht die Villa Pfeiffer (Fabrikanten-Villa der gegenüberliegenden Porzellan-Manufaktur). Wenn das alles wegkommt, wäre das ein himmlisches Plätzchen.


GemeinderatDer Gemeinderat stimmte zu, und flugs wurde mit der Planung und Ausschreibung begonnen. Die Porzellan-Manufaktur war seit langem nicht mehr in Betrieb. Dort siedelte seit 1969 der Club "Manufaktur", Keimzelle einer Kultur, die für Schorndorf neu war und misstrauisch beobachtet, wenn nicht angefeindet wurde. Von dort regte sich Widerstand. Man wollte, wenn es um einen neuen Kulturtempel ging, mitreden, Erfahrungen einbringen. Man wünschte eine Zusammenarbeit mit der bestehenden Scene.

Ende der FahnenstangeDie Zeit war reif für Schorndorfs ersten Antrag auf ein Bürgerbegehren. Dass es dies gab war seit den fünziger Jahren gesetzlich verankert worden. Die Unterschriftslisten kreisten durch die Stadt, lagen im Club aus..., doch kurz war die Freude, der Gemeinderat lehnte ein Bürgerbegehren ab. Ende der Fahnenstange.....

SargNicht doch. Schorndorf erlebte eine spektakuläre Veranstaltung, die sich im Gedächtnis der Stadt eingeprägt hat. Mit Chopins Trauermarsch zog ein Leichenzug durch die Stadt. Der Sarg mit der Aufschrift "Bürgernähe" wurde von vier Sargträgern geschultert, dem Zug vorangetragen. Feierlich mit schwarzem Frack und Zylinder wurde am Marktplatz die Trauerrede gehalten. Ein Spektakel das sich einprägte.

StoppschildDas Bauvorhaben lief an. Die Tennisplätze, der Rosengarten und am Schluss die Pfeiffersche Villa wurden vernichtet. Bagger kamen um begannen ein großes Loch zu graben. Größer und größer..... dann plötzlich:

Zeitung BaustoppEinige Anwohner-Einsprüche waren noch nicht gerichtlich geklärt. "Vorläufiger Baustopp" erfuhr man aus der Zeitung. ABER: Zeit verrann.... und es regnete. Die riesige Baugrube lief voll Wasser. Pumpen wurden eingesetzt, die das Wasser, und damit auch das Grundwasser abschlürften. Baugrube des zukünftigen StadthallenseesDie umliegenden Häuser bekamen Risse. Die Pumpen mussten abgestellt werden. Die Stadtverwaltung wurde gerichtlich belangt, dass sie mit dem Ausbaggern begonnen hatte, bevor die Genehmigung da war. Das Bauloch war ein See geworden. So kam Schorndorf zu einem See, dem Stadthallensee.

........Tafel: Schorndorf am See

Viele Jahre und zwei Oberbürgermeister später: OB Winfried Kübler kommt Mitte der Neunziger beim Betrachten des Stadthallensees erneut der Gedanke an eine HALLE.

OB Kübler träumt am StadthallenseeSein Augenmerk richtet sich auf die alte Künkelinhalle. Sie soll abgerissen werden, und dort soll die "HALLE FÜR ALLE" entstehen, so der schnell gefundene Slogan. Wieder entsteht eine Bürgerbewegung, die Demokratie einklagt. Ihr Slogan "Künkelinhalle - so nicht!", das heißt: Mitspracherecht. Die Bürger sind aufgewacht!Dieses Mal wird ein Bürgerentscheid vom Gemeinderat genehmigt. Wieder Unterschriftslisten, viele Diskussionen auf der Straße. Die Bevölkerung war aufgewacht. ABER: Der Bürgerentscheid scheiterte knapp. Damit war die städtische Planung beschlossen.


Das Arnold-Areal

PARALLEL dazu gab es neue Entscheidungen. Das ARNOLD-Areal stand zum Verkauf. Der Gemeinderat entschied sich für den Kauf des gesamten Geländes. Die Nutzung lag noch völlig offen. Zwischen diesen beiden Ereignissen lagen nur einige Tage. "Hätte man mit A nicht warten können, bis B entschieden war, um eventuell A nach B zu verlegen?" fragten sich die Bürger verwirrt. Was war mit dem Mitspracherecht?

Verwirrung bei den BürgernJa, Ja, Ja wurde gesagt, das ist jetzt alles entschieden, auch der Bürgerentscheid ist ja unterlegen.... Zur Beruhigung: Bei der Planung zum Arnold-Areal wird es ab sofort Arbeitskreise zur Ideensammlung geben. Jeder darf sich beteiligen.


Die Arbeitskreise

WunschzettelWunschtüteOh, wie freute man sich da, eilte zu den Arbeitstischen (5 an der Zahl), die sich nun wöchentlich trafen und verschiedene Themen bearbeiteten. So viel Demokratie! und es machte ungeheuer viel Spaß zu sehen und zu hören wie die Ideen sprudelten. Externe Moderatoren sammelten und koordinierten diese Fülle. Nach einem viertel Jahr wurden die Ergebnisse aller Arbeitstische zusammengefasst und vorgestellt.

Wie man sieht wurde von der Wunschliste fast alles gestrichen. Realisiert wurden die Kunstgalerie und das Familienzentrum. Diese beiden Wünsche hatten auch die besten Chancen, denn der Landeszuschuss an die Stadt hing davon ab, ob auf dem Areal zwei Punkte erfüllt würden:


Tafel: KunstTafel: Soziales

Doch vor der Realisierung ging's an die konkrete Planung. Für's Familienzentrum trafen sich die zukünftigen Gruppierungen, und für die Kunstgalerie stiegen das Kulturforum und der Kunstverein in Detailfragen ein.

Vogel mit Gewicht!Doch plötzlich stand eine Bedingung im Raum, - wo kam die denn her? - "Ihr" bekommt "Eure" Galerie, aber nur, wenn Herr OB Kübler "seine" Technik-Galerie bekommt. Wo sollte die sein? In der großen Halle vor der zukünftigen Kunst-Galerie. Dort hatte die Wunschliste eine Disco vorgesehen gehabt, bzw. davon geträumt.

Wolken am Himmel

Tür mit RummsJetzt also eine Technik-Galerie, wie sie Herr OB Kübler wünschte. Alle nickten ergeben, mit der Demokratie war's schon wieder aus. Die Tür war zu!

Das zeigte sich auch am weiteren Vorgehen. Die Konzeption für die Technik-Galerie wurde ausschließlich von Herrn OB Kübler und dem Heimatmuseum entwickelt. Bedauerlicherweise gab es keine Abstimmung mit den Planern der Kunst-Galerie.


Flugzeug Schade Schade Schade

So ist zu erklären, warum dieses Konglomerat noch nie wirklich zusammengepasst hat. Auch nach fünf Jahren - inzwischen 2010, wundern sich die Besucher, warum sie zuerst durch ein Technik-Museum (und es ist ein Museum, denn die Exponate stehen immer an derselben Stelle...) gehen sollten, bevor sie zu Kunst-Galerie kommen, obwohl der Titel ein gemeinsamer ist:

"Galerien für Kunst und Technik"

steht, mit etwas unscheinbarer Schrift über dem Eingang. Wo sind die Gemeinsamkeiten? Dank der Geschäftsführerin des Kulturforums Alexa Heyder, kamen in den letzten zwei Jahren Überschreitungen zustande, die den Bruch weniger auffällig machen. Das kann besser gelingen, wenn die beiden Bereiche in einer Kompetenz verwaltet werden.

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